đ„ Das 7-Phasen-Modell des Burnouts
- Thomas Laggner
- 19. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Wie Erschöpfung schleichend zur Krise wird
Ein persönliches und professionelles PlĂ€doyer fĂŒr rechtzeitige SelbstfĂŒrsorge
âBurnout ist kein plötzliches Ereignis â es ist ein Prozess.â â Matthias Burisch
In meiner psychotherapeutischen und beratenden Arbeit begegnet mir Burnout nicht als klar abgegrenzte Erkrankung, sondern als schleichende Entwicklung, die sich oft lange Zeit unbemerkt entfaltet. Das 7-Phasen-Modell des Burnoutsvon Matthias Burisch bietet einen hilfreichen Kompass, um diese Entwicklung zu verstehen, zu reflektieren und prÀventiv gegenzusteuern.
In diesem Blogbeitrag fĂŒhre ich dich durch die sieben Phasen â mit vielen Beispielen aus dem Praxisalltag, wertschĂ€tzenden Impulsen zur Selbstbeobachtung und der Einladung, sich nicht in Leistung, Verantwortung oder PflichtgefĂŒhl zu verlieren.

đ§ Phase 1: Warnsymptome â Wenn Engagement kippt
Am Anfang steht oft ein ĂŒbermĂ€Ăiger Einsatz: Ăberstunden, HyperaktivitĂ€t, das GefĂŒhl, unersetzlich zu sein. Man schiebt Erschöpfung beiseite, vernachlĂ€ssigt BedĂŒrfnisse, ignoriert Misserfolge. Der Körper beginnt zu flĂŒstern â mit MĂŒdigkeit, Schlafproblemen oder RĂŒckzug. Diese Phase ist ein stiller Hilferuf: âHalte inne, bevor dein Feuer zur Asche wird.â
đ Frage dich: Habe ich in letzter Zeit öfter das GefĂŒhl, immer verfĂŒgbar sein zu mĂŒssen?
đȘïž Phase 2: RĂŒckzug â Der Glanz verblasst
Die emotionale Bindung an Klient:innen, Kolleg:innen oder die eigene TĂ€tigkeit nimmt ab. Zynismus, Kontaktvermeidung, innere KĂ€lte schleichen sich ein. Statt Begeisterung macht sich Widerwille breit. Die Arbeit wird nur noch âverwaltetâ. RĂŒckzug ist ein Selbstschutz â aber auch ein Alarmzeichen.
đ§© Typisch: âIch will nur noch meine Ruhe â alles andere ist mir egal.â
đ§ïž Phase 3: Emotionale Reaktionen â Schuld, Scham und Gereiztheit
In dieser Phase wird es oft emotional dĂŒster: Selbstzweifel, Antriebslosigkeit, Angst, Pessimismus, bis hin zu Suizidgedanken. Oder: Aggression, VorwĂŒrfe an andere, Misstrauen, Gereiztheit. Das System Mensch steht unter Hochdruck.
đŹ Innere SĂ€tze: âIch bin nicht gut genug. Ich schaffe das nie. Die anderen sind schuld.â
đ§ Phase 4: Abbau â Die kognitive und kreative Erschöpfung
Konzentration und EntscheidungsfĂ€higkeit sinken, Motivation und KreativitĂ€t schwinden. Alles wird schwarz-weiĂ gedacht. Entscheidungen werden vermieden, Strukturen zerfallen. Die Person funktioniert â aber leer.
â ïž Beobachte: âDienst nach Vorschriftâ kann ein ernstzunehmender Selbstschutzmechanismus sein.
đ Phase 5: Verflachung â Wenn alles egal wird
Emotionale GleichgĂŒltigkeit, soziale Isolation, innere Leere. GesprĂ€che werden vermieden, Hobbys aufgegeben. Die Freude verschwindet. Das Leben verliert Farbe und Tiefe.
đ GefĂŒhl: âIch bin mĂŒde. Nicht körperlich â sondern seelisch mĂŒde.â
đ©ș Phase 6: Psychosomatische Reaktionen â Der Körper ĂŒbernimmt
Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Herzrasen, Magenprobleme, sexuelle Probleme, GewichtsverÀnderungen. Der Körper spricht laut, was die Seele nicht mehr sagen kann. Suchtverhalten (mehr Kaffee, Alkohol, Nikotin) ist oft ein Versuch, das System zu stabilisieren.
đ Tipp: Höre auf deinen Körper, bevor er schreit.
đłïž Phase 7: Verzweiflung â Wenn das Licht am Ende des Tunnels fehlt
In dieser Phase wird Burnout zur Lebenskrise. Hoffnungslosigkeit, Sinnverlust, existenzielle Verzweiflung. Das GefĂŒhl, dass nichts mehr hilft. Suizidgedanken sind keine Seltenheit. Hier ist dringend professionelle Hilfe notwendig.
đš Erinnerung: Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von SchwĂ€che, sondern von Mut.
đĄ Fazit: Burnout ist ein Prozess â und Prozesse lassen sich unterbrechen
Das 7-Phasen-Modell zeigt: Burnout entwickelt sich oft still und unauffĂ€llig. Es braucht Aufmerksamkeit, Selbstempathie und manchmal auch liebevolle Spiegel von auĂen, um nicht tiefer zu rutschen.
Was du tun kannst:
â Nimm FrĂŒhwarnzeichen ernst.â Lerne deine persönlichen Antreiber und Werte kennen.â Pflege deine psychischen GrundbedĂŒrfnisse (nach Bindung, Autonomie, Selbstwert etc.).â Sprich mit Menschen, denen du vertraust.â Hol dir professionelle UnterstĂŒtzung â frĂŒhzeitig!
đ«¶ Einladung zum Dialog
Was spricht dich im Modell besonders an? In welcher Phase findest du dich vielleicht selbst wieder â oder jemand aus deinem Umfeld?
Schreib mir gerne oder komm in ein vertrauliches GesprĂ€ch. Burnout ist kein individuelles Versagen â sondern eine nachvollziehbare Reaktion auf chronischen Stress, dem man nicht ewig standhalten kann.
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